2nd embrio lives theresternenstaub rieselt in mollgott ist ordnungall that glitters is coldblaue sterne brennen heißwar against superstarsder himmel hängt voller geigenstark expandierender sternhaufenzwergstern
 

Als Sofie eine Weile darüber nachgedacht hatte, daß sie existierte, mußte sie auch daran denken, daß sie nicht immer hier sein würde. Ich bin jetzt auf der Welt, dachte sie. Aber eines Tages werde ich verschwunden sein.

Alles hat damit angefangen, daß Gott die Welt erschaffen hat. Wie sich das zutrug, kannst Du auf den ersten Seiten der Bibel lesen. Aber dann erhoben sich die Menschen gegen Gott. Die Strafe dafür war nicht nur, daß Adam und Eva aus dem Garten Eden vertrieben wurden. Nun trat auch der Tod in die Welt ein.

Dieser "Geist der Perversen", sage ich, kam, um mich vollends zu vernichten. Es war das unergründliche Verlangen der Seele, sich selbst zu quälen, der eigenen Natur Gewalt anzutun, das Böse zu tun um des Bösen willen, welches mich drängte, das an dem harmlosen Tier begangene Unrecht fortzusetzen und zu vollenden. Eines Morgens legte ich ihm kühlen Blutes eine Schlinge um den Hals und hing es an dem Ast eines Baumes auf; tat es, während Tränen aus meinen Augen stürzten und bitterlichste Reue mein Herz zerriß; tat es, weil ich wußte, daß es mich geliebt hatte, und weil ich fühlte, es hatte mir keinen Grund zu diesem Vergehen gegeben; tat es, weil ich wußte, daß ich damit eine Sünde beging, eine Todsünde, die das Heil meiner unsterblichen Seele zu gefährden, ja, diese Seele, wenn das möglich wäre, der Gnade des allbarmherzigen und allzornigen Gottes zu entziehen vermochte.

"Press' tiefer, kleine Nachtigall", rief der Rosenstrauch, "sonst naht der Tag, ehe die Rose vollendet ist."
Und die Nachtigall preßte den Dorn tiefer, und der Dorn berührte ihr Herz, und ein wilder Schmerz durchzuckte sie. Bitter, bitter war ihr Schmerz, und wilder und wilder schwoll ihr Lied; denn sie sang von der Liebe, die der Tod krönt, von der Liebe, die selbst im Grabe nicht stirbt.
Und die wundervolle Rose färbte sich rot wie die Rose des östlichen Himmels. Rot war der Blütenblättergürtel und rubinfarben das Herz.
Doch der Nachtigall Stimme wurde schwächer, und ihre kleinen Flügel begannen zu zittern, und über ihre Augen sank es wie ein Schleier. Schwächer und schwächer wurde ihr Gesang, und sie fühlte, wie etwas ihr die Kehle zusammenschnürte.
Dann schluchzte sie zum letztenmal in Tönen auf. Der weiße Mond hörte es, und er vergaß unterzugehen und verweilte am Himmelsrande. Die rote Rose hörte es und erschauerte vor Wonne und öffnete ihre Blütenblätter dem kühlen Morgenwind. Das Echo trug das Schluchzen in seine Purpurhöhle hinter den Hügeln und erweckte die schlafenden Hirten aus ihren Träumen. Es schwebte über das Schilf des Flußufers, und es wehte als Botschaft dem Meere zu.
"Sieh, sieh!" rief der Rosenstrauch, "nun ist die Rose vollendet!" Doch die Nachtigall antwortete nicht, denn sie lag tot im hohen Grase, den Dorn im Herzen.

Erst jetzt, da er sie sterben gesehen hatte, stieß das Ungeheuer seinen höllischen Schrei aus. Er rief um Hilfe, der Drache, er forderte Rache für seine Jungen. Aber von wem? Vielleicht von den dürren und verlassenen Bergen? Vom Himmel, der weder Wolken noch Vögel kannte? Von den Männern, die damit beschäftigt waren, ihn zu martern? Vielleicht vom Dämon? Der Schrei durchbohrte die Felswände und die Kuppel des Himmels, erfüllte die ganze Welt. Es schien unmöglich (auch wenn es gar keinen Grund hierfür gab), es schien unmöglich, daß niemand ihm antworten werde.
"Wen mag er rufen?" fragte Andronico, der sich vergeblich bemühte, seiner Stimme einen scherzhaften Klang zu geben. "Wen ruft er? Es ist doch niemand da, der kommen möchte, nicht wahr?"
"Ach, wenn er doch nur bald sterben möchte!" sagte die Frau.
Aber der Drache entschloß sich noch immer nicht zu sterben, obwohl Graf Gerol, verblendet von der Begierde, ein Ende zu machen, wieder seinen Karabiner auf ihn abschoß. Tan! Tan! Es war nutzlos. Der Drache liebkoste die toten Tiere mit der Zunge; freilich wurde die Bewegung immer langsamer. ein weißlicher Saft träufelte aus dem unversehrten Auge.
"Der Saurier!" rief Professor Fusti. "Sieh doch, er weint!"
Der Gouverneur sagte: "Es ist spät geworden. Hör auf, Martino, es ist spät, wir müssen aufbrechen."
Siebenmal erhob sich die Stimme des Ungeheuers zum Himmel, daß die Gipfel und der Himmel davon erdröhnten. Beim siebentenmal schien sie nicht enden zu wollen, dann brach sie plötzlich ab, fiel senkrecht in sich zusammen, versank in Schweigen.

Deutlich sah ich, wie er von Fels zu Fels sprang. Wie Stephen ihn für einen Gamsbock halten konnte, wußte Gott allein. Er hatte den Kapuzenumhang weggeworfen, und das struppige Haar wehte wie eine dicke schwarze Mähne um seinen Kopf. Es war großartig. Ich fürchtete keinen Steinschlag mehr und kletterte traumsicher und stetig, ohne auch nur einmal fehlzutreten oder innezuhalten.
"Du entkommst mir nicht!" rief ich laut. Auf Schweigen kam es nicht mehr an, denn er wußte ja, daß ich hinter ihm her war. "Ich kriege dich! Ich habe dich schon mein Leben lang gejagt!"
Welch ein Ausbruch primitiven Machtgefühls - bei mir, die ich Gewalt immer gehaßt hatte! Welch ein Rausch, welch wildes Entzücken! Noch einmal hörte ich das zischende Pfeifen: Angst, Warnung und Hohn in einem. Dazu das Rollen loser Steine und Hufgeklapper...
"Hinlegen!" schrie Stephen. "Geh in Deckung! Ich schieße!"
Ich weiß noch, daß ich lachte, als der Schuß fiel. Diesmal hatte Stephen getroffen. Die schwarze Gestalt brach in die Knie und stürzte hin. Als ich mich auf den Felsvorsprung zog, waren die honigfarbenen Augen schon im Tode verglast. Nie wieder würden sie mich anstarren. Mein Mann hatte zerstört, was ich fürchtete.

"Und jetzt?" fragte sich Gregor und sah sich im Dunkel um. Er machte bald die Entdeckung, daß er sich nun überhaupt nicht mehr rühren konnte. Er wunderte sich darüber nicht, eher kam es ihm unnatürlich vor, daß er sich bis jetzt tatsächlich mit diesen dünnen Beinchen hatte fortbewegen können. Im übrigen fühlte er sich verhältnismäsig behaglich. Er hatte zwar Schmerzen im ganzen Leib, aber ihm war, als würden sie allmählich schwächer und schwächer und würden schließlich ganz vergehen. Den verfaulten Apfel in seinem Rücken und die entzündete Umgebung, die ganz von weichem Staub bedeckt waren, spürte er schon kaum. An seine Familie dachte er mit Rührung und Liebe zurück. Seine Meinung darüber, daß er verschwinden müsse, war womöglich noch entschiedener, als die seiner Schwester. In diesem Zustand leeren und friedlichen Nachdenkens blieb er, bis die Turmuhr die dritte Morgenstunde schlug. Den Anfang des allgemeinen Hellwerdens draußen vor dem Fenster erlebte er noch. Dann sank sein Kopf ohne seinen Willen gänzlich nieder, und aus seinen Nüstern strömte sein letzter Atem schwach hervor.

Außer Atem erreicht Jody den Gipfel; er pustet, muß stehenbleiben. Das Blut saust ihm in den Ohren. Er sieht sich um und erblickt, was er suchte. Unter ihm, in einer der kleinen Lichtungen liegt der rote Pony. Von fern sieht Jody die Beine sich langsam, krampfhaft bewegen. Im Kreise rings um ihn her schweben die Bussarde unbewegt. Sie warten auf den Tod; so warten sie stets.
Jody stürzt vorwärts den Hang hinab. Schlamm des Bodens windet sich ihm um die Füße; der Busch verdeckt ihm die Sicht. Als er ankommt ist alles zu Ende. Der erste Bussard sitzt auf dem Kopf des Ponys; von dem aufwärts gewandten Schnabel trieft dunkles Augenfluid. Wie eine Katze springt Jody in den gierigen Kreis. Die ernste schwarze Bruderschaft erhebt sich in einer Wolke; nur für den gewaltigen ersten ist es zu spät. Wie er sich hüpfend vom Boden erheben will, packt Jody ihn bei einem Flügelende und reißt ihn herunter.
Der Bussard ist fast so groß wie er selbst. Mit dem freien Flügel klatscht er Jody ins Gesicht; es ist wie ein Keulenhieb, aber Jody hält ihn fest. Klauen klammern sich ihm in die Beine; die Flügel schlagen ihm um die Ohren. Jody tappt blind mit der freien Hand; seine Finger fassen den Hals des sich sträubenden Vogels, die roten Augen starren ihm ins Gesicht, böse und ohne Furcht. Der nackte Vogelkopf windet sich; nun sperrt er den Schnabel auf und speit einen Strom fauliger Flüssigkeit aus. Jody bricht in die Knie, fällt auf den großen Vogel, preßt mit der einen Hand den dürren Bussardhals gegen die Erde, mit der anderen langt er nach einem scharfen Stück weißen Quarzes. Der erste Schlag schmettert den Schnabel zur Seite; schwarzes Blut schießt aus den gekrümmten, lederharten Schnabelwinkeln. Die roten Augen zielen noch immer nach ihm, unpersönlich entrückt, ohne Furcht. Wieder und wieder haut Jody drauf los, bis der Bussard tot daliegt, sein Kopf ein roter Klumpen.

Da rührte sich etwas zwischen den Brettern, da kroch es langsam heran. Die Spitzin kroch heran und schleppte ihr Junges im Maul herbei. Sie hatte es an der Nackenhaut gefaßt und benetzte es mit ihrem Blute, denn es floß Blut aus ihrem Maule, ein dünner Faden die Brust entlang. Zu Provi schleppte es ihr Junges, legte es vor ihn nieder, drückte es mit ihrer Schnauze an seine nackten Füße und sah zu ihm hinauf. Und ihre Augen hatten eine Sprache, beredter als jede Sprache, die die schönsten Worte bilden kann. Sie äußerten ein grenzenloses Vertrauen, eine flehentliche Bitte, und man mußte sie verstehen. Wie das Sonnenlicht durch die geschlossenen Lieder Provis gedrungen war, so drang der Ausdruck dieses Auges durch den Panzer, der bisher jede gute Regung von der Seele des Jungen ferngehalten hatte.
"Jo! jo!" stahl es sich von seinen Lippen. Er antwortete ihr, die nun hinfiel, zuckte, sich streckte..., die er erschlagen hatte und die gekommen war, ihm sterbend ihr Kleines anzuvertrauen.

"Du verstehst. Es ist zu weit. Ich kann diesen Leib da nicht mitnehmen. Er ist zu schwer."
Ich schwieg.
"Aber er wird daliegen wie eine alte verlassene Hülle. Man soll nicht traurig sein um solche alten Hüllen ..."
Ich schwieg.
Er verlor ein bißchen den Mut. aber er gab sich noch Mühe:
"Weißt du, es wird wunderbar sein. Auch ich werde die Sterne anschauen. Alle Sterne werden Brunnen sein mit einer verrosteten Winde. Alle Sterne werden mir zu trinken geben ..."
ich schwieg.
"Das wird so lustig sein! Du wirst fünfhundert Millionen Schellen haben, ich werde fünfhundert Millionen Brunnen haben ..."
Und auch er schwieg, weil er weinte ...
"Da ist es. Laß mich einen Schritt ganz allein tun."
Und er setzte sich, weil er Angst hatte.
Er sagte noch:
"Du weißt ... meine Blume ... ich bin für sie verantwortlich! Und sie ist so schwach! Und sie ist so kindlich. Sie hat vier Dornen, die nicht taugen, sie gegen die Welt zu schützen ..."
Ich setzte mich, weil ich mich nicht mehr aufrecht halten konnte.
Er sagte:
"Hier ... Das ist alles ..."
Er zögerte noch ein bißchen, dann erhob er sich. Er tat einen Schritt. Ich konnte mich nicht rühren.
Es war nichts als ein gelber Blitz bei seinem Knöchel. Er blieb einen Augenblick reglos. Er schrie nicht. Er fiel sachte, wie ein Blatt fällt. Ohne das leiseste Geräusch fiel er in den Sand.
 

[Jostein Gaarder: Sofies Welt; Edgar Allan Poe: Der schwarze Kater; Oscar Wilde: Die Nachtigall und die Rose; Dino Buzzati: Die Ermordung des Drachen; Daphne Du Maurier: Die Gemse; Franz Kafka: Die Verwandlung; John Steinbeck: Der rote Pony; Marie von Ebner-Eschenbach: Die Spitzin; Antoine de Saint-Exupéry: Der kleine Prinz]